Sonderveröffentlichung
Beratungsprogramm zum Neustart nach Studienabbruch

Beratung der Agentur für Arbeit Münster: Kantine statt Mensa

 Beratung der Agentur für Arbeit Münster: Kantine statt Mensa

Wer merkt, dass ein Studium nicht das richtige für ihn ist, dem stehen Alternativen bereit. Foto: dpa/Sina Schuldt

Nach der Schule ins Studium: Das ist für viele Jugendliche mit Abitur der naheliegende Weg. Doch was, wenn sich im Laufe des Studiums herausstellt, dass die Hochschulausbildung nicht die richtige Wahl war? Wenn es an Struktur fehlt, das Studium zu theorielastig ist, das Einleben in der neuen Stadt schwierig ist oder die Prüfungen verhageln? Beratung und Unterstützung gibt es dann von der Initiative „Kantine statt Mensa" der Berufsberatung der Agentur für Arbeit, der Handwerkskammer Münster und der Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen.

„Ein Studienausstieg ist gar nicht so selten", berichtet Paul Stallmeister, Berufsberater in der Agentur für Arbeit Ahlen-Münster. So haben im Jahr 2020 28 Prozent der Studierenden im Bachelor ihre Hochschulausbildung abgebrochen. „Dennoch nehmen Studierende die Situation häufig erst einmal als persönliche Krise wahr", so seine Erfahrung. Viele, die darüber nachdenken, ihr Studium ohne Abschluss vorzeitig zu beenden, zögen sich zunächst zurück und versuchten die Situation mit sich selbst auszumachen, führt Stallmeister aus.

Doch das sei nicht der beste Weg. „Es gibt Beratungs- und Unterstützungsangebote, die helfen, den Entscheidungsprozess, wie es nach einem Studienabbruch weitergehen kann, deutlich verkürzen." Er rät dazu, einen Beratungstermin bei der Berufsberatung der örtlichen Arbeitsagentur wahrzunehmen: „Hier schauen wir uns gemeinsam die Ausgangslage an und erarbeiten eine Strategie für die nächsten Schritte", erklärt Stallmeister.

Wichtige Fragen wie die Sicherung der finanziellen Situation müssen häufig zuerst geklärt werden, damit der Kopf frei ist für eine Neuorientierung. Im nächsten Schritt geht es in der Beratung darum, herauszufinden, wo die eigenen Stärken und beruflichen Wünsche liegen. „Die Arbeitsagenturen bieten dazu wissenschaftlich fundierte Testverfahren, die man wie das Tool ,Check U' selbst am Laptop absolvieren kann. Alternativ kann man an Berufswahl-Tests in unseren Berufspsychologischen Services teilnehmen." Die Ergebnisse könnten einen guten Ansatzpunkt liefern, um den individuell passenden Berufsweg zu finden. Außerdem helfen Praktika in Unternehmen, ein realistisches Bild von möglichen beruflichen Alternativen zu entwickeln", ergänzt Stallmeister.

,,Es gibt Beratungs- und Unterstützungsangebote, die helfen, den Entscheidungsprozess, wie es nach einem Studienabbruch weitergehen kann, deutlich verkürzen."
Paul Stallmeister, Agentur für Arbeit Ahlen-Münster
Paul Stallmeister, Berufsberater in der Agentur für Arbeit Ahlen-Münster. Foto: Agentur für Arbeit
Paul Stallmeister, Berufsberater in der Agentur für Arbeit Ahlen-Münster. Foto: Agentur für Arbeit

,,Studienaussteiger sollten die Kenntnisse und Erfahrungen, die sie an der Hochschule erworben haben, in den Entscheidungs- und Bewerbungsprozess mit einbeziehen", rät der Berufsberater. Denn in Betrieben werde zunehmend Wert auf sogenannte Soft Skills gelegt. ,,Junge Menschen, die einige Semester studiert haben, sind beispielsweise meist sehr selbstständig und bringen bereits etwas Lebenserfahrung mit. Das ist oft durchaus von Vorteil", sagt Stallmeister. Zwar kann es nach einem Studienabbruch zunächst richtig sein, zu jobben, um eine finanzielle Absicherung zu haben, mittelfristig dürfte aber eine Ausbildung bessere Entwicklungsmöglichkeiten bieten. „Hier gibt es viele attraktive berufliche Einstiegsmöglichkeiten, die einem Studium hinsichtlich der Karriere- oder Verdienstchancen ebenbürtig sein können und vor allem realistischer sind", unterstreicht Stallmeister. Angesichts der Tatsache, dass immer mehr Ausbildungsstellen nicht besetzt werden könnten, seien Studienaussteiger für Ausbildungsbetriebe interessante Bewerber. Um Studienabbrecher und Betriebe zusammenzubringen, arbeiten die Arbeitsagenturen im Münsterland intensiv mit der Handwerkskammer Münster und der Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen zusammen. ,,Ist die Entscheidung in Richtung einer Berufsausbildung gefallen, nutzen die Kammern ihre Kontakte zu den Unternehmen und unterstützen die jungen Menschen bei der Suche nach passenden Praktikums- oder Ausbildungsbetrieben", erklärt Stallmeister. So konnten mit dem Programm „Kantine statt Mensa" bereits mehr als 500 Studierende in eine Ausbildung vermittelt werden. (pm)

Beratungstermin

Interessierte können unter 02 51/6981 11 oder per E-Mail an ahlen-muenster.berufsberatung@arbeitsagentur.de einen Beratungstermin vereinbaren.

Standort kann notwendiges Übel sein

Hochschulwahl: Auch Lehrpersonal ist entscheidend

Im Entscheidungsprozess für die passende Hochschule können diverse Kriterien eine Rolle spielen. Studieninteressierte sollten sich zum Beispiel auch die Websites des Lehrpersonals ansehen, empfiehlt Michael Hümmer, Berater für akademische Berufe bei der Agentur für Arbeit in Fürth.

Der Unterricht hänge nicht nur vor den Inhalten ab, sondern auch von den Personen, so der Berater in einem Interview auf abi.de. Angehende Studierende können sich über die Webauftritte des Lehrpersonals etwa ein Bild davon machen, welche Forschungsthemen Professorinnen oder Professoren schwerpunktmäßig verfolgen.

Auch wenn es um kreative Studiengänge geht, erfährt man mit einer solchen Recherche oft schon, welche Ansätze und Vorstellungen Dozierende etwa von Design, Kunst oder Mode haben. Wer sich damit bereits von Anfang an nicht identifizieren kann oder sich andere Konzepte für sein Studium wünscht, kann davon ausgehen, dass er oder sie an der jeweiligen Hochschule oder an dem jeweiligen Lehrstuhl nicht auf Dauer glücklich wird.

Aber was, wenn das dann Klein- statt der gewünschten Großstadt bedeutet? Oder viel weiter weg von den Schulfreundinnen und -freunden führt, als man sich das vorgestellt hätte? Grundsätzlich hält Michael Hümmer die Entscheidung für eine Hochschule oder einen bestimmten Studiengang für einen Zwischenschritt.

Nach sechs bis sieben Semestern sei ein Bachelorstudium häufig schon vorbei. Wichtiger sei daher die Frage, wohin das Studium einen später beruflich bringen soll. Wie der Berater sagt, könne der Hochschulstandort „durchaus ein notwendiges Übel sein, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen". (dpa)

Weitere Themen