Schmerzen im Nacken, der Schulter, des Rückens, der Wirbelsäule, Kribbeln in den Fingern, Migräne, Spannungskopfschmerzen, Ohrgeräusche, Tinnitus oder gar ein Bandscheibenvorfall im Halsbereich haben häufig ihre Ursache in einer vorgeschobenen Kopfposition. Viele Orthopäden, Chiropraktiker und Hals-Nasen-Ohrenärzte wissen das inzwischen und arbeiten bei der Diagnose und in der Behandlung mit Zahnärzten eng zusammen. Denn die vorgeschobene Kopfposition (siehe Abb. 1) entsteht meistens durch eine falsche Bisslage. Hier kann der Zahnarzt passgenau helfen.
Die Korrektur der Bisslage beim Zahnarzt ist nicht selten die Lösung
Dennoch wird immer noch die besondere Bedeutung der falschen Bisslage zu spät oder gar nicht erkannt und Schmerzen begleiten den Patienten jahrelang. Die Schmerzen bleiben trotz zahlreicher unterschiedlicher Behandlungen bestehen, weil dabei häufig die Symptome, aber nicht die mögliche Ursache behandelt wird.
Die Bisslage beschreibt die Stellung zwischen Ober- und dem beweglichen Unterkiefer in physiologischer Gelenkposition. Fehlerhafte Abweichungen können in der horizontalen und vertikalen Ebene erfolgen und entwickeln sich meist unbemerkt und über viele Jahre. Sehr häufig liegt der Ursprung im Milchzahngebiss und überträgt sich über die Jahre in das Erwachsenengebiss.
Über Jahre verschlechtert sich die Bisslage durch unterschiedliche Einflüsse wie (stressbezogenes) Knirschen, unbewusstes Pressen, Zahnersatz und natürliche Abnutzung und damit auch die Kopfposition.
Die Fehlstellung von Ober- und Unterkiefer können zu einem Ungleichgewicht der statischen Kraftverhältnisse des Körpers führen, was wiederum über die Muskelspannung unterschiedlichste Schmerzen verursachen kann. Diese Schmerzen versucht der Muskelapparat auszugleichen, indem er z. B. die Haltung von Kopf oder Wirbelsäule immer weiter verändert. Klassische Fehlstellungen sind beispielsweise nach vorne-innen rotierende Schultern, um Spannungen im Nackenbereich zu vermeiden. Die statischen Kraftverhältnisse des Körpers sind gestört, die Fehlhaltung manifestiert sich Stück für Stück, was über einen längeren Zeitraum weitere unterschiedliche Schmerzsymptome in Kopf-, Nacken-, Schulter und Wirbelsäulenbereich hervorrufen kann. Fälle von Schwindel, Ohrgeräusche und Tinnitus als Folge einer solchen Fehlhaltung werden ebenfalls häufig beobachtet.
Die mögliche Ursache einer falschen Bisslage kann von Zahnärzten relativ einfach und absolut schmerzfrei diagnostiziert und dem Befund entsprechend gezielt behandelt werden. Die neueste Generation der Diagnosesysteme stellen die Bisslage äußerst genau in der zahnärztlichen Praxis mittels dreidimensionaler digitaler Aufzeichnung dar. Der Grad der Fehlstellung ist für Patienten anschaulich nachvollziehbar.
Erfolgreiche und nachhaltige Hilfe bei chronischen Schmerzen
In unserer Praxis arbeiten wir mit dem Centric Guide 3 D System der Firma Theratecc
Die Therapie erfolgt meist mit einer Schiene für den Unterkiefer (siehe Foto), die die Bisslage korrigiert. Diese kann vom Patienten/der Patientin jederzeit ein- und ausgesetzt werden.
Im Vergleich zu herkömmlichen Schienen, welche in der Regel nachts getragen werden, wird diese sogenannte Funktionsschiene auch Tagsüber getragen. Denn das ist der Lösungsansatz: Indem die Schiene den Biss auf die ursprüngliche natürliche Bisslage zurückführt, gelingt es dem Gehirn, den Muskelapparat neu auszurichten oder besser: wieder in die natürliche Stellung zurückzuführen. Das braucht Zeit, weil sich ja auch die Fehlstellung über Jahre im Körper manifestiert hat. Die Schiene wirkt also nicht als kieferorthopädisches Gerät und verstellt somit auch keine Zähne.
Mit der Schiene lässt sich sehr gut sprechen. Sie ist kaum sichtbar, da die beiden seitliche Bereiche aus transparentem Kunststoff bestehen und diese mit einem Metallbügel verbunden sind. (siehe Abb. 2)
Ich habe seit mehr als 10 Jahren Erfahrung mit der Korrektur der Bisslage. Der Prozess der Vermessungen wurde weiter verfeinert und die Behandlung mit Kollegen/Kolleginnen der Orthopädie bzw. HNO-Ärzten individuell abgestimmt. Sehr vielen Patienten mit unterschiedlichsten chronischen Schmerzen konnten wir hierdurch erfolgreich und nachhaltig helfen. Stephan Clasen, Münster
