Sonderveröffentlichung
Wie Privatanleger ihr Risiko ausbalancieren können

Echte Diversifikation mit ETFs und Faktoren

Echte Diversifikation mit ETFs und Faktoren

Nicht alles Geld auf eine Karte setzen: Sinnvoll ist ein Mix, zu dem auch Exchange Traded Funds (ETFs) gehören sollten. Foto: Christin Klose/dpa

Münster. Wer in den 1980er Jahren Geld anlegte, war häufig auf der Suche nach einer speziellen Geheimzutat: Alpha. Alpha beschreibt die Fähigkeit eines Fondsmanagers, eine Rendite oberhalb einer Vergleichsgröße zu erzielen. Generiert ein Aktienfonds z.B. eine Rendite von acht Prozent, während sein Vergleichsindex sechs Prozent erwirtschaftet, wurde ein vermeintliches Alpha von zwei Prozentpunkten erreicht.Lange Zeit galt eine solche Überrendite als ein verlässliches Zeichen erfolgreicher Kapitalanlage. Jedoch ging es dieser eindimensionalen Definition des Alphas bereits 1992 an den Kragen, als die US-amerikanischen Wirtschaftswissenschaftler Eugene Fama und Kenneth French das preisgekrönte Fama-French-Dreifaktormodell entwickelten. Mithilfe eines Regressionsmodells zerlegten sie historische Aktienrenditen in ihre Bestandteile.

Wie Privatanleger ihr Risiko ausbalancieren können

Mit den Methoden von Fama und French lässt sich auch heute noch zeigen, dass der Erfolg vieler aktiver Fondsmanager auf überproportionalen Investitionen in bestimmte Unternehmensgruppen basiert, nicht jedoch auf der Auswahl einzelner Titel. Die exemplarischen zwei Prozentpunkte Alpha stammen häufig nicht aus den einzigartigen Fähigkeiten elitärer Fondsmanager, sondern aus dem gezielten Eingehen erhöhter Risiken. Stellt man den vermeintlichen Überrenditen die erhöhten Risiken gegenüber, geht das Alpha schnell verloren. Nicht selten werden beim genauen Hinschauen Risikokonzentrationen aufgedeckt, die Anlegern so nicht bewusst sind.

► Woher kommt die Überrendite und ist sie die Gebühren wert?

Aus dem vorausgehenden Beispiel wird klar: Überrendite ist nicht gleich Alpha. Denn was in einem Moment wie eine erfreuliche Überrendite aussieht, kann in einer anderen Marktphase aufgrund unbewusster Risikokonzentrationen schnell zu einer schmerzhaften Erfahrung werden. Ein vermeintlich breit gestreutes Anlageportfolio bestehend aus einer Vielzahl von z.B. Aktien oder Fonds kann durch eine unbewusst einseitige Auswahl schnell zur Gefahr für das Vermögen werden.

Umso wichtiger ist es, die zugrundeliegenden Risiko-Renditetreiber einer Investition zu verstehen. Während diese Details in den 1980er Jahren vor allem populären Hedgefonds-Managern vorbehalten waren, sind die unterschiedlichen Quellen der Performance heute weitreichend erforscht. Dies führt dazu, dass sich Renditequellen deutlich gezielter abbilden lassen und an individuelle Bedürfnisse angepasst werden können.

Dank Jahrzehnten der Produktinnovation existieren mittlerweile viele sogenannte Exchange Traded Funds (ETFs), welche die Entwicklung unterschiedlicher Wertpapierkörbe passiv abbilden, ohne dass ein Fondsmanager für die Einzeltitelauswahl benötigt wird. Mithilfe regelbasierter Algorithmen lassen sich mit ETFs auch einzelne Renditequellen gezielt isolieren.

Sind die passenden Renditeprämien einmal identifiziert, lassen sich daraus effektive Portfolios bauen, die den Ergebnissen aktiver Fondsmanager langfristig häufig überlegen sind. Wissenschaftlich fundierte ETF-Portfolios haben einen erheblichen Vorteil, denn sie bieten Zugang zu individualisierbaren Renditequellen zu einem wesentlich günstigeren Preis! Im Gegensatz dazu bieten viele aktive Fondsgesellschaften weiterhin dieselben Fondsprodukte wie 1980 an, wobei die wahren Renditequellen häufig verschwiegen werden und man Anlegern für vermeintliches Alpha-Potential hohe Gebühren abverlangt.

► Wie kann es anders gehen?

Einen moderneren und deutlich günstigeren Ansatz der Kapitalanlage bieten sogenannte Faktorinvestments. Als Faktoren bezeichnet man bestimmte Merkmale von Wertpapieren, die sich als beständige Risiko- und Renditetreiber erwiesen haben. Unabhängig von der Gattung eines Wertpapiers, des Landes, der Währung oder der Industrie lassen sich Charakteristika identifizieren, die über einzelne Wertpapiere hinaus den Erfolg eines Portfolios maßgeblich beeinflussen. Beispiele dafür sind das Bewertungsniveau eines Unternehmens (Value), die Profitabilität (Quality) oder die Marktkapitalisierung (Size). Ein intuitiver Vergleich zu Faktorinvestments ist Essen. Während wir den Großteil unserer Aufmerksamkeit den Lebensmitteln schenken, uns entscheiden zwischen Obst, Gemüse, Fleisch und Fisch, ist das Entscheidende letztendlich doch der Inhalt. Auch wenn Form, Farbe und Geschmack unsere Leidenschaft zum Essen prägen, benötigt unser Körper nur eins – Nährstoffe. Makro- und Mikronährstoffe sind überlebensnotwendig.

Kohlenhydrate, Eiweiße, Fette sowie Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente sind essenziell. Auch wenn die Leidenschaft noch so groß ist, Form, Farbe und Geschmack sind rein biologisch Nebensache. Während es beim Essen ein Genuss ist, sich vom Denken in reiner Notwendigkeit abzuwenden, ist es beim Investieren ein enormer Zugewinn, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Unnötige Komplexität kann gemeinsam mit nicht entlohnten Risiken reduziert werden, während das Zusammenwirken der grundlegenden Erfolgsfaktoren, wie z.B. Value, Quality und Size, im Portfoliokontext im Vordergrund steht. Während Faktoren in der Theorie bereits einen weitreichenden Beitrag zu den Wirtschaftswissenschaften geleistet haben, sind sie auch in der Praxis von höchster Relevanz. Dank regelbasierter ETFs sind sie mittlerweile einfach und günstig investierbar und können Anlegern gezielt dabei helfen, einen aktiven Mehrwert zu einem fairen Preis zu erhalten. Ob als gezielte Ergänzung in einem Depot, als ausgewogenes Multifaktorportfolio, statisch oder dynamisch – je mehr unabhängige Renditetreiber in einem Portfolio kombiniert werden, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass Anleger ihre langfristigen Renditeziele erreichen.

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