Sonderveröffentlichung
Karneval in Münster: Einer, der immer Vollgas gibt

Immer gut drauf und voller Elan im närrischen Einsatz: Prinz Mario bei der Fernsehgala ,,Westfalen haut auf die Pauke" Foto: hpe

Er ist ein Prinz mit Durchhaltevermögen. Gezwungenermaßen. Die vergangene Session fiel direkt nach dem Auftakt Corona zum Opfer, jetzt gibt es einen erfolgreichen Neustart. Für den Kaufmann und Event-Caterer Mario Engbers (54) war es nach eigenen Angaben nie eine Frage, noch mal anzutreten". Bereut hat er seine Entscheidung jedenfalls bislang nicht, wie er im Potthast-Gespräch sagt. Und er spricht offen über eine Prinzessin im münsterschen Karneval, die ungeschriebenen Gesetze der Prinzengarde und sein künftiges Amt als Chef der Bösen Geister.

Wie bis Du bislang mit Deiner Session zufrieden?

Mario Engbers:
Es läuft rund, ich habe mit Thorsten Geuting, Ingo Veltmann und Leo Squillace drei erfahrene Adjutanten an der Seite, von denen zumindest zwei immer Zeit haben. Die Beteiligung der Garde an manchen Tagen könnte allerdings besser sein, voll verlassen kann ich mich auf meine beiden unermüdlich aktiven Stallmeister Clemens Hüring und Hermann Hewing.

Aber die Säle sind nicht immer soll voll, wie man sich das Prinz ja eigentlich wünscht.

Engbers:
Ja, das stimmt leider. Zu Beginn hatten manche vielleicht wegen Corona noch Bedenken, an größeren Publikumsveranstaltungen teilzunehmen. Das hat sich zwar inzwischen komplett gelegt. Aber man sieht auch, egal ob Herrensitzung der Bösen Geister, Ehren- und Obergeistertaufe im Rathaus oder Gala der Schlossgeister, dass einige Tische frei bleiben. Nach zwei Jahren quasi ohne Karneval muss es erst wieder richtig anlaufen. Ich gebe jedenfalls mein Bestes, egal ob 20 oder 200 Zuschauer im Publikum sitzen. Getreu meinem Motto „Für die fröhlichen Seiten des Lebens".

In der Küche der schmucken Doppelhaushälfte in Uppenberg: Mario Engbers und seine Lebensgefährtin Silvia Backhaus noch ganz leger beim Kaffee vor der Abfahrt zu den Abendterminen. Foto: hpe
In der Küche der schmucken Doppelhaushälfte in Uppenberg: Mario Engbers und seine Lebensgefährtin Silvia Backhaus noch ganz leger beim Kaffee vor der Abfahrt zu den Abendterminen. Foto: hpe

In Zeiten von Facebook und Instragram stehst Du bei allen Auftritten sofort im Rampenlicht. Nervt das manchmal?

Engbers:
Nein, überhaupt nicht. Das ist heute die Zeit, und man muss damit umgehen können. Meine Adjutanten und ich machen jeden Spaß für ein Selfie mit der Tollität mit, so etwas wäre vor Jahren vielleicht noch undenkbar gewesen. Meine liebe Lebensgefährtin Silvia Backhaus erfährt heutzutage auf Facebook schon, mit wem ich getanzt habe, ehe ich nachts vom letzten Termin heimkomme. Aber Karneval in Münster wird durch Social Media auch präsenter in der Öffentlichkeit, und das wünschen wir uns ja als Narren auch so.

Dein närrischer Werdegang in Stichworten?

Engbers:
2010 Eintritt Böse Geister, dann Obergeist, schließlich Vizepräsident in dieser großartigen Gesellschaft, die viele junge und aktive Obergeister in ihren Reihen hat und noch einiges in Münsters Karneval bewegen wird. Weil meine Mutter eine Tanzgarde in Neuenkirchen leitete und Vater Sitzungspräsident war, floss also schon immer Karneval im Blut des Prinzen Mario. Und über den Förderverein der Prinzengarde und eine Anfrage beim Generalprinzmarschall Paul Middendorf stand fest, ich werde Prinz Karneval. Mehr geht nicht, und es erfüllt sich ein Traum, den wohl jeder Vollblutkarnevalist hat.

In einem „Stadtgeflüster"-Interview hast Du vor Kurzem gesagt, Du könntest Dir irgendwann auch mal eine Prinzessin in Münster vorstellen? 

Engbers:
Ja, und davon bin ich auch fest überzeugt. Die Zeiten wandeln sich. Wolbeck hatte schon mehrfach Frauen als Hippenmajor(in), in Amelsbüren regiert immer eine neue Lady Carneval die Narren, und Sprakel hat aktuell mit Lisa Heitmann auch eine Prinzessin und keinen Prinzen. Da müssen bei der Prinzengarde vielleicht noch dicke Bretter gebohrt werden, aber irgendwann ist es dann hoffentlich so weit. Münster und der Karneval hätten es verdient. Vielleicht schreibe ich (Engbers grinst bei diesem Satz schelmisch) ja nach der Session mal ein kleines Buch über die ungeschriebenen Gesetze der Prinzengarde. Tradition ist für mich wichtig, aber ohne Veränderung keine Zukunft.

Du wirst inzwischen schon als "Super-Mario" in den Sälen begrüßt. Warum ist das so?

Engbers:
Weil ich immer mit Leidenschaft Vollgas gebe. Ich bereite mich akribisch auf jede Sitzung vor, informiere mich vorab die jeweilige Gesellschaft und besondere Bräuche. Und natürlich über diejenigen, die geehrt werden sollen. Als ich bei den Schlossgeistern bei der Ehrung vom langjährigen Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde, Scharon Fehr, dabei sein durfte, konnte ich dem erstaunten Publikum Parallelen zwischen dem jüdischen Purimfest und dem deutschen Karneval erklären. Das kam gut an. Und wenn man immer mit Herzblut bei der Sache ist, merkt das auch das Publikum. Der Funke springt dann schnell über. Dabei spielt auch meine Silvi eine wichtige Rolle, die mich quasi als zweiter Planungsmarschall für die jeweiligen Auftritte brieft.

Was bleibt nach Aschermittwoch?

Engbers:
Ich fahre dann nicht wie viele meiner Amtsvorgänger erst einmal in den Urlaub, sondern habe in meinem Betrieb gut zu tun, weil ab März für uns die Saison mit vielen Veranstaltungen beginnt. Ohne mein tolles Team mit 53 Angestellten im Rücken hätte ich als Selbstständiger das närrische Amt ohnehin gar nicht erst antreten können. Nebenbei arbeitete ich an meiner Laufbahn zum Reserveoffizier bei der Marine und will natürlich auch karnevalistisch aktiv bleiben. Dazu gehört auch, in Zukunft die Bösen Geister als Präsident zu führen. Aber erst in drei Jahren, eine Amtsperiode wird Stephan Pahl noch am Ruder mir als Vize zur Seite stehen. Helmut P. Etzkorn

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